Mit dem Schiff auf der Postschiff-Route von Bergen zum Nordkap und weiter nach Kirkenes und wieder zurück

Mit dem Schiff auf der Postschiff-Route von Bergen zum Nordkap und weiter nach Kirkenes und wieder zurück

Wir sitzen nun endlich wieder in einem Flugzeug. Es geht dieses Mal von Zürich nach Bergen an der norwegischen Küste.

Zwei Gründe gibt es, welche uns zu dieser Reise bewogen haben. Erstens möchten wir die sagenumwobenen Nordlichter selber erleben und zweitens sind wir begeisterte Kreuzfahrer. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen, den wenn es bewölkt ist, hat man das Nachsehen mit den Nordlichtern, auch “Aurora borealis” genannt.

1. Tag
Montag
3. Januar 2022

Wir fliegen von Zürich über Amsterdam nach Bergen in Norwegen. Auf dem Weg vom Flughafen in Bergen geniessen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt, bevor wir in das im Jahr 2021 fertiggestellte Hurtigruten-Schiff “Havila Capella” einschiffen.

Info Hurtigruten
Seit 2021 teilen sich die beiden Reedereien “Hurtigruten” und “Havila” die Rechte für die Postschiff-Routen entlang der norwegischen Küste von Bergen bis Kirkenes.

Der Wein hat eine besondere Bedeutung. Wegen Corona hat die norwegische Regierung beschlossen, dass bis Mitte Januar kein Alkohol in Restaurants, Bars, Hotels und Schiffen ausgeschenkt werden darf. Deshalb das letzte Glas Wein im Flugzeug, es war eine KLM Maschine aus den Niederlanden (ohne Alkoholverbot).

2. Tag
Dienstag
4. Januar 2022

Die erste Nacht war sehr unruhig, was den Seegang anbelangt. Zum Glück sind wir nicht Seekrank.
Heute erreichen wir gegen Mittag die Hafenstadt Ålesund. Wir erkunden zu Fuss die Stadt.
Ålesund ist eine Hafenstadt an der Westküste von Norwegen und liegt am Eingang zum Geirangerfjord. Sie ist bekannt, weil der Großteil der Stadt nach einem Brand im Jahr 1904 im Jugendstil wieder errichtet wurde.

3. Tag
Mittwoch
5. Januar 2022

Die zweite Nacht war wesentlich ruhiger.

Heute steht Trondheim auf dem Routenplan. Trondheim ist eine Stadt am Trondheimer Fjord in Mittelnorwegen. Die aus dem 11. Jahrhundert stammende gotische Kathedrale von Nidaros verfügt über eine kunstvolle Fensterrose und eine detaillierte Westfassade. In der Nähe befindet sich das Museum Erkebispegården mit archäologischen Funden und Skulpturen, darunter ehemals am Dom angebrachte Wasserspeier.

4. Tag
Donnerstag
6. Januar 2022

Heute um 08:12 Uhr und 59 Sekunden haben wir den Polarkreis überfahren. Es hat gar nicht gerumpelt. Wir sind jetzt im Arktischen Meer und von jetzt an geht die Sonne in den Wintermonaten nicht mehr auf. Das heisst nicht, dass es stockdunkel ist, aber man sieht die Sonne am Horizont nicht mehr.

Es ist auf den Kreuzfahrt-Schiffen üblich, dass die Passagiere am Tag der Polarkreisüberquerung durch den Meeresgott “Njörd” getauft werden, nicht mit Weihwasser, sondern mit Eis und Eiswasser.

Unser nächster Landgang ist in Bodø. Eine Kleinstadt in Nordnorwegen mit ca. 52’000 Einwohner. Ausser dem speziellen Rathaus , der Domkirche und ein paar Graffitis bietet die Stadt nicht allzuviele Sehenswürdigkeiten. Bodø wurde damals als Fischereizentrum gebaut und erhielt 1816 das Stadtrecht.

5. Tag
Freitag
7. Januar 2022

Gestern Abend kam die Mitteilung, dass das Schiff technische Probleme hätte. Man müsste einen Spezialisten einfliegen um es zu lösen. Um 22:30 Uhr war das Problem gelöst und die Havila Capella konnte mit rund 6 Stunden Verspätung die Fahrt fortsetzen.
Um die verlorene Zeit wieder einzuholen, wurde die Route geändert. Statt um die Lofoten fuhr der Kapitän eine Abkürzung durch diverse kleine Fjorde bis Harstad. So konnte er 5½ Stunden wieder aufholen. Da es in der Nacht stockdunkel ist, hätten wir von den Lofoten doch nichts gesehen. Nun sind wir wieder auf Kurs.

Auf der Fahrt macht das Schiff einen kurzen Halt in Finnsnes und fährt dann unter der gigantischen Brücke Gisundbrua durch. Die Gisundbrua ist eine als Auslegerbrücke gebaute Straßenbrücke in der norwegischen Fylke Troms og Finnmark. Die Brücke wurde am 23. Juni 1972 eingeweiht. Sie trägt die Provinzstraße Fv86 Finnsnes auf dem Festland über den Gisund nach Silsand auf der Insel Senja und verbindet somit Senja, die zweitgrößte Insel Norwegens, mit dem Festland. Sie ist 1147 m lang und hat 25 Bögen; der Hauptbogen mit der Schiffsdurchfahrt ist 142,5 Meter breit und hat eine Lichte Höhe von 41 m. 

Gisundbrua Brücke

Unsere nächste Haltestelle mit Landgang ist Tromsø. Die Geschichte Tromsøs kann bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden. 
Es ist 15:00 Uhr, als wir an Land gehen, und es ist schon stockdunkel.

Morgen werden wir am Nordkapp sein.

6. Tag
Samstag
8. Januar 2022

Heute morgen sind wir in Honningsvåg angekommen, dem Ausgangspunkt für die Busfahrt zum Nordkapp. Durch den warmen Golfstrom, der an Norwegen vorbeifliesst, sinken die Temperaturen im Winter in der Regel nicht unter minus 4-6 Grad. Die Fahrt zum Nordkapp dauert ca. 45 Minuten, je nach Schneeverhältnissen. Die letzten 13 km kann man im Winter nur im Convoy fahren. Ein Schneepflug fährt dann in eine Richtung und alle Fahrzeuge hinterher. Das Gleiche bei der Rückfahrt. Verpasst man die letzte Schneepflugfahrt, muss man auf dem Parkplatz übernachten!

Nordkapp

7. Tag
Sonntag
9. Januar 2022

Heute steht Kirkenes auf dem Routenplan. Kirkenes ist die letzte Hafenstadt, die die Havila Capella anläuft. Nachher geht es wieder in Etappen zurück nach Bergen. Die russische Grenze ist nur ca. 15 Km entfernt.

Wir haben für heute einen Ausflug zum Schnee-Hotel in Kirkenes gebucht. Zum Glück haben wir bereits eine warme und gemütliche Kabine auf dem Schiff. Hier in den Schnee-Zimmern ist die Temperatur Tag und Nacht konstant -4º C.

Schnee-Hotel Kirkenes

Direkt neben dem Schnee-Hotel befindet sich eine Husky Hundeschlitten-Aufzucht-Station.

Drei männliche Rentiere kann man ebenfalls noch bewundern.

8. Tag
Montag
10. Januar 2022

Heute ist ein sogenannter See-Tag. Das heisst, es sich keine Landausflüge möglich. Für den Post- und Waren- und Personentransport werden jedoch einige kleine Häfen anfahren. Die Aufenthaltszeit beträgt in der Regel ca. 15 Minuten.

01:20 – 01:30 Uhr  Mehamn
03:25 – 03:35 Uhr  Kjøllefjord
05:45 – 06:00 Uhr  Honningsvåg
08:00 – 08:15 Uhr  Havøysund
11:00 – 12:45 Uhr  Hammerfest
15:50 – 16:05 Uhr  Øksfjord
19:30 – 19:45 Uhr  Skjervøy

In Hammerfest haben noch ein wenig Zeit unsere Beine an Land zu vertreten.
Zwischen 11:00 und 12.00 Uhr ist es hier in den Wintermonaten am hellsten. Ab 12:30 Uhr beginnt schon die Abenddämmerung.

An einem Seetag hat man die beste Möglichkeit das Schiff zu erkunden.

Heute Abend gab es endlich mal schöne Nordlichter.

9. Tag
Dienstag
11. Januar 2022

Heute müssen wir früh raus. Wir haben einen Ausflug gebucht. In Hardat sind wir von Bord gegangen, wo schon ein Bus auf uns gewartet hat. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Kirche von Trondenes. Die evangelisch-lutherische Kirche von Trondenes  auf der Halbinsel Trondenes etwa drei Kilometer nördlich von Harstad ist die nördlichste mittelalterliche Steinkirche der Welt. Die Kirche wurde zwischen dem 13.– und 15. Jahrhundert errichtet, die genaue Bauzeit ist allerdings unbekannt. Sie wurde in mehreren Abschnitten errichtet. Die Fenster innen sind romanisch und aussen gothisch.

Wir sind hier auf der Insel Hinnøya. Hinnøya ist mit 2.204 km² Fläche die größte Insel vor der Küste Norwegens. Die Busfahrt geht zum Teil der Küste entland und mit einer Fähre bis nach Sortland. Während wir über Land fuhren, ist die Havila Capella um die Inselgruppe herumgefahren. In Sortland sind wir wieder aufs Schiff gegangen.

Für heute Abend hat der Kapitän starker Seegang und heftiger Regen und Winde vorausgesagt. Mal schauen, wie’s uns gehen wird. Drausen ist es stockdunkel, man sieht die Wellen gar nicht.

Gegen Abend kommt ein Sturm auf. Das Schiff schaukelt hin und her. Das Abendessen zu servieren und zu geniessen ist eine Herausforderung. Zum Glück soll sich das Wetter gegen Mitternacht etwas beruhigen.

10. Tag
Mittwoch
12. Januar 2022

Tatsächlich legte der Sturm eine Pause ein. Ab 24:00 Uhr konnte man endlich schlafen.

Um 10:15 Uhr informierte uns Susanna, unsere Reiseleiterin, dass es eine Planänderungen geben wird. Es soll sich ein neuer Sturm ankündigen. Deshalb fahren wir mit dem Schiff nur noch bis Rørvik. Gemäss Routenplan sollten wir heute Abend den schützenden Hafen von Rørvik erreichen. Dort werden wir bis Freitagmorgen sein. Dann soll uns ein Bus nach Trondheim bringen, wo wir dann mit einem Flugzeug weiter nach Bergen fliegen werden. Von Bergen aus geht es dann planmässig weiter über Amsterdam zurück nach Zürich.

Heute Abend gab es an Bord noch zusätzliche Informationen. Der Schiffsreiseleiter meinte zum bevorstehenden Sturm, dass es nicht gefährlich wäre mit diesem Schiff weiterzufahren, aber sehr unangenehm. Er sagte eine mögliche Windstärke von “10” voraus. Da bleiben wir lieber im sicheren Hafen von Rørvik.

11. Tag
Donnerstag
13. Januar 2022

Wir sind nun in Rørvik. Die Fahrt verlief ruhig, vom bevorstehenden Orkan haben wir nichts gespührt. Allerdings hat uns der Steuermann um 5:30 Uhr unsanft aus dem Schlaf geweckt. Beim Anlegemanöver im Hafen von Rørvik wurden die Bug- und Heckstrahlruder während einer viertel Stunde immer wieder eingeschaltet. Dabei hat das ganze Schiff gezittert und fibriert wie bei einem Erdbeben, wohl ein Konstruktionsfehler oder die Schiffsschrauben sind nicht richtig getrimmt. Das Schiff bleibt jetzt im Hafen und wir haben unsere Ruhe.

Beim Frühstück haben wir nun die aktuellsten Informationen für die Weiterreise von morgen erhalten.

Heute Nachmittag besuchen wir das kleine Städtchen Rørvik.

Es erwartet uns eine ruhige Nacht.

12. Tag
Freitag
14. Januar 2022

Rückreise Tag. Die Weichen sind gestellt, wir hoffen, dass alles klappt.

  • 05:00 – 05:30  Frühstück
  • 05:45                Abfahrt mit dem Bus nach Trondheim
  •                           Antigen Test am Flughafen
  • 13:20                Abflug Trondheim – Bergen
  • 17:25                Abflug Bergen – Zürich  (über Amsterdam)
  • 22:25                Ankunft Zürich

So wäre es geplant gewesen !!! Aber, das Flugzeug von Trondheim nach Bergen hatte technische Probleme. So wurden wir auf einen späteren Flug nach Bergen umgebucht und somit verpassten wir die Weiterflüge nach Amsterdam und Zürich.
Wir übernachten nun im Flughafenhotel und hoffen morgen die Reise fortsetzen zu können.

Samstag
15. Januar 2022

Alles scheint nun organisiert zu sein. Die Weiterflüge sind gebucht, nur halt um 24 Stunden verschoben.

Die Reise als Video

Nachtrag
Wir haben vernommen, dass der Sturm, dem wir glücklicherweise Ausgewichen sind, erheblichen Sachschaden angerichtet hat. Ganze Dächer und Hauswände sind an den Küstengebieten weggetragen worden und ein Hurtigruten-Schiff ist mit 300 Passagieren auf Grund gelaufen.

Faziet der Reise
Grundsätzlich eine schöne und interessante Erfahrung. Wir haben zwar die Nordlichter gesehen, aber nicht in dem Ausmass wie wir gehofft hatten. Auch wenn man die Sonne nie gesehen hatte, war die Dämmererungszeit relativ kurz (10:30 bis 12:30 Uhr). Danach war es stockdunkel. Man hat also die meiste Zeit nichts oder nur Strassenbeleuchtungen gesehen. Norwegen ist als Reiseland zu empfehlen, aber nur in den Sommermonaten.

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5 Antworten

  1. Marianne sagt:

    War schön über die nordischen Erlebnisse zu lesen. Gut war, dass das Schiff das im Sturm aufgelaufen war in den Nachrichten beim Namen genannt wurde. So kam gar nicht erst bei mir Sorge auf! Und jetzt gibt es Pasta und Rotwein????

  2. Geschätzte Brigitte und Ivano
    Wir haben den Videobeitrag von Norwegen 2022 mit Interesse verfolgt und gestaunt, wie schön es in der Dunkelheit sein kann. Die Filmsequenzen sind alle informativ und sauber gehalten und die Musik bewegt den Zuschauer locker durch das Geschehene. Gratulation für die Arbeit und nochmals herzlichen Dank für eure Begleitung. Wir sehen uns wieder, versprochen.

  3. Ruedi sagt:

    Liebe Brigitte, lieber Ivano,
    Gleich zweimal hab ich heute die Reise zum Nordkapp erleben dürfen. Einmal am Handy, einmal am Notebook. Ich hatte diese interessante Reise mit Lea auch noch geplant. Aber es sollte nicht mehr sein! Danke Ivano, dass ich das nun doch noch erleben durfte dank deinen schönen Bildern, den informativen Texten und dem gelungenen Video mit passender Begleitmusik.
    Sogar die Nordlichter habt ihr erleben dürfen!
    Ich war überrascht, wie wenig Schnee dort im hohen Norden liegt. Ist das normal?
    Nun wünsche ich euch ein gutes neues Jahr mit weiteren schönen Reisen?
    Wohin geht die nächste Reise? Ich warte auf den nächsten so interessanten Reisebericht!

  4. Toni und Erwin sagt:

    Liebe Brigitte, lieber Ivano

    Hervorragender Beitrag, professionell und unterhaltend. Die Nordskandinavien Winterstimmungen sind toll wiedergegeben. Wir konnten viele Eindrücke nochmals nacherleben und in Erinnerungen schwelgen. Danke, dass wir Impressionen und Erlebnisse mit Euch teilen dürfen und freuen uns auf ein Wiedersehen

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